https://doi.org/10.31648/ep.9674
Der Artikel behandelt die Schwierigkeiten, mit denen die Nationale Befreiungsfront Südvietnams 1969 nach dem Scheitern der kommunistischen Tet-Offensive von 1968 konfrontiert war, und stützt sich dabei auf die Auswertung von Informationsvermerken, die der Militärattaché der Botschaft der Volksrepublik Polen in Hanoi an das Präsidium II des Generalstabs der polnischen Armee geschickt hat. Die Titelfrage ist in der bestehenden Literatur zu diesem Thema bisher nicht erschöpfend erörtert worden; die zitierten Dokumente waren, trotz ihres Wertes, unter anderem aufgrund der Sprachbarriere für englischsprachige Historiker unzugänglich. In der Geschichtsschreibung zum Zweiten Indochinakrieg ist nach wie vor umstritten, ob die für die Kommunisten militärisch erfolglose, aber propagandistisch erfolgreiche Tet-Offensive eine große Chance für Saigon und Washington war, einen Sieg zu erringen, die aus politischen Gründen vertan wurde. Aus den analysierten Dokumenten geht hervor, dass sich die Lage der Republik Vietnam 1969 so weit verbessert hat, dass die Amerikaner den vietnamesischen Streitkräften mehr Verantwortung für den Kampf gegen die Kommunisten übertragen und gleichzeitig mit dem Abzug ihrer eigenen Truppen beginnen konnten. Die sich entwickelnde gesellschaftspolitische Situation in der ehemaligen Sowjetunion und in den Vereinigten Staaten erlaubte es Saigon jedoch nicht, Südvietnam ausreichend zu stabilisieren, und zwang Washington zu einem übereilten Rückzug aus Indochina. Die gegen die kommunistische Partisanenbewegung erzielten Erfolge erwiesen sich somit letztlich als nicht nachhaltig und änderten nichts am endgültigen Ausgang des Konflikts.
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