Die polnische Außenpolitik zwischen 1926 und 1933 war und ist für polnische Geschichtskreise, Journalisten und Politiker von Interesse. Während die innenpolitischen Fragen Polens in der Zwischenkriegszeit bisher recht einheitlich und objektiv rekonstruiert und bewertet wurden, gibt die Außenpolitik der vorsowjetischen Regierungen noch immer Anlass zu zahlreichen Diskussionen und Polemiken.
Schon während des Zweiten Weltkriegs wurden Versuche unternommen, bestimmte Fragen der polnischen Außenpolitik in der Zwischenkriegszeit zu analysieren. Bei den Politikern des Nationalen Lagers handelte es sich dabei um eine Kritik am Piłsudski-Regime, bei den "Sanatoren" um eine Verteidigung der polnischen Politik der Zwischenkriegszeit.
Abgesehen von Werken, in denen ausgewählte außenpolitische Richtungen vorgestellt wurden, wurde im kommunistischen Polen aufgrund der Beschränkungen der Meinungsfreiheit, kein Werk veröffentlicht, das den gesamten Bereich der polnischen Diplomatie abdeckt. Eine Ausnahme bildeten die Zusammenfassungen der gesamten Geschichte Polens, in denen die polnische Außenpolitik mehr oder weniger ausführlich behandelt wurde. Eines der wenigen Werke, die in den letzten Jahren des kommunistischen Polens veröffentlicht wurden, war das von Henryk Batowski, das eine reichhaltige, in synthetischer Form dargestellte Faktographie enthält, aber in einer Zeit geschrieben wurde, in der die Publikationsfreiheit eingeschränkt war.
Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems 1989 entstanden die Bedingungen für eine ungehinderte Forschung und deren Veröffentlichung. Aufgrund des begrenzten Rahmens dieses Artikels ist der Autor gezwungen, nur die Studien anzugeben, die bei der Vorbereitung dieser Publikation besonders hilfreich waren. Im Hinblick auf die polnisch-sowjetischen Beziehungen waren unter anderem die Arbeiten des bedeutenden Osteuropaexperten W. Materski von Bedeutung.
Der zeitliche Rahmen dieses Artikels wird durch Ereignisse wie den Staatsstreich von Józef Piłsudski in Polen am 12. Mai 1926 und die Unterzeichnung der deutsch-polnischen Nichtangriffserklärung zwischen Polen und Deutschland am 26. Januar 1934 gebildet. Der Mai-Putsch führte zu keiner Änderung der polnischen Außenpolitik, aber er fiel in eine Zeit, in der sich das Kräfteverhältnis in Europa stark veränderte und das durch den Versailler Vertrag und die ersten Nachkriegsbündnisse geschaffene Sicherheitssystem zu erodieren begann. Die Erklärung des Nichtangriffs mit Deutschland war dagegen ein Wendepunkt in der polnischen Außenpolitik, der eine weitere Abkühlung der polnisch-französischen Beziehungen und eine Abkehr von der Politik der Annäherung an die Sowjetunion bedeutete.
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